Auch im Urlaub wollen wir auf nichts verzichten. Auf der einen Seite ist das natürlich verständlich. Immerhin arbeiten viele Leute hart dafür, dass sie einige Wochen oder Wochenenden im Jahr verreisen können. Für viele Menschen ist das Packen vor den Ferien allerdings ein Stressfaktor, weil man sich tausend Gedanken machen muss, damit man ja die richtige Kleidung für jede Situation bereit hat. So ist es eigentlich auch normal, dass wir, wenn wir ehrlich mit uns sind, fast immer zu viel Gepäck mit in den Urlaub nehmen. Oft realisieren wir erst nach der Wiederankunft beim Auspacken des Koffers, dass wir viel Material gar nicht gebraucht hätten. Ich habe mich in den letzten Wochen intensiver mit dem minimalistischen Reisen auseinandergesetzt präsentiere hier mal meine ersten Erkenntnisse.
Inhalt:
Was heisst “minimalistisch Reisen”?
Minimalitisch reisen oder leben kann als Lebensstil bezeichnet werden, der im Gegensatz zur konsumorientierten Überflussgesellschaft steht. Es geht also darum, sich ernsthaft zu überlegen, was brauche ich für meine Reise wirklich und was ist unnötig. Eine allgemeingültige Definition ab wann man von Minimalismus sprechen kann, gibt es nicht. Schlussendlich muss jeder für sich entscheiden, was er oder sie tatsächlich braucht. Das Ziel des Minimalismus ist klar: Durch bewusste Entscheidungen den Alltagszwängen entgegenwirken und dadurch ein zufriedenes, selbstbestimmtes und erfülltes Leben leben. Eine sehr aufschlussreiche Dokumentation über den Minimalismus lief vor einigen Tagen auf SRF 1 (LINK).
Was brauche ich für meine Reise wirklich?
Minimalistisch reisen bedeutet, dass man sich vor der Reise intensiv damit beschäftigt, welches Gepäck man tatsächlich während des Urlaubs benötigt. Wenn du dich einige Minuten intensiv mit dieser Frage auseinandersetzt, wirst du feststellen, dass du eigentlich gar nicht so viele Kleidungsstücke oder Gadgets brauchst. Brauchst wirklich eine Regenjacke, Windjacke, Jeansjacke und eine schicke Jacke fürs Ausgehen am Abend? Eigentlich nicht, oder?
Oder musst du für deinen 14-tägigen Urlaub wirklich frische Unterwäsche für 14 Tage mitnehmen? Wäre es nicht möglich, die Hälfte mitzunehmen, dafür auch noch etwas Waschmittel in den Reisekoffer zu packen? Vor Ort findest du sicherlich eine Waschmaschine oder du wäschst dir deine Unterwäsche einfach mal unter der Dusche oder im Waschbecken. Das bringt dich nicht um. Im Gegenteil, indem du deine Unterwäsche von Hand wäschst, wirst du eine innige Beziehung zu diesen Kleidungsstücken aufbauen :-).
Wie viele Gegenstände soll ich mit in den Urlaub nehmen?
Leute, die den Minimaliums-Lifestyle aktiv leben, machen sich einen Sport daraus, ihr Leben auf eine handvoll Gegenstände zu reduzieren. Der bekannteste Schweizer Minimalist (Cédric Waldburger) reist beispielsweise nie mit mehr als 64 Gegenständen. Solltest du nun auch nur mit 64 Gegenständen verreisen? Warum nicht, ausprobieren könntest du es ja mal. Aber ehrlich gesagt, kommt es dann eben doch ein wenig auf die Art des Urlaubs darauf an. Wenn du Camping-Urlaub machen willst, wird es vielleicht etwas schwierig, die Grenze von 64 Objekten einzuhalten.
Ich habe für mich einige Regeln aufgestellt, die ich zukünftig gerne einhalten möchte und die ich unter dem Asdruck “minimalistisch reisen” verstehe:
- Grundsätzlich versuche im zukünftig immer nur mit Handgepäck zu verreisen.
- Ausnahme 1: Wintersporturlaub (Skifahren). Da gibt es ein (1) grösseres Gepäckstück.
- Ausnahme 2: Wanderurlaub und Campingurlaub. Da nehme ich meinen 60L-Trekkingrucksack mit, der aber nicht unbedingt voll gefüllt werden muss.
Das richtige Handgepäck
Da ich mich dazu entschlossen habe, zukünftig eigentlich nur noch mit Handgepäck zu verreisen, habe ich mich dazu entschlossen, mir nun eine passende Handgepäck-Tasche zu kaufen. Es klingt ironisch, dass in einem Artikel über das minimalistische Reisen über das Kaufen von neuem Material gesprochen wird. Aber ich habe für mich gemerkt, dass ich ein Handgepäck brauche, das ich während meiner Reise auch noch als Tagesrucksack oder als Strandtasche verwenden kann. Mit meinem aktuellen Reisekoffer ist das nicht möglich. Also bin ich mal auf amazon.de gegangen und habe mir passende Gepäckstücke herausgesucht und mir dann einen passenden besorgt. Dies hier waren meine Favoriten (Werbung):
Handgepäck – Tasche – Rucksack 1
Handgepäck – Tasche – Rucksack 2
Handgepäck – Tasche – Rucksack 3
Meine bisherigen Erfahrungen
Ich würde mich nicht generell als Minimalisten bezeichnen. Aber ich versuche doch, wenn ich etwas kaufe, mich wirklich zu fragen, ob ich diesen Gegenstand wirklich brauche. Auch sind mir Prestige und Luxus überhaupt nicht wichtig. Wie ihr an diesem Blog seht, fokussiere ich eher das unkomplizierte Reisen und Leben. Ich habe meinen alten Handgepäck-Koffer an einem Flohmarkt verkauft und bin seither einmal mit meiner neuen Tasche verreist. Für mich passt diese Art von Reisen. Ich merke für mich auch immer öfters, wie ich mich vor dem Kauf eines neuen Gegenstandes frage, wo der Mehrwert dieses Objektes liegt. Ich kaufe mir den Gegenstand nur, wenn ich wirklich das Gefühl habe, dass er mehrere Bereiche meines Lebens optimiert oder vereinfacht und wenn ich durch den Kauf mehrere andere Gegenstände verschenken/entsorgen kann.
Minimalismus und Bescheidenheit
Minimalimus fokussiert hauptsächlich den Umgang mit materiellem Gut. Für mich geht der Begriff allerdings noch weiter. Ich verknüpfe den Begriff Minimalismus eng mit dem Konzept der Bescheidenheit oder Zufriedenheit. Insbesondere beim Reisen empfinde ich diese zwei Charaktereigenschaften als eine Garantie für zufriedene Ferien. Wer mit wenig zufrieden ist und die Fähigkeit besitzt, das Positive an einem Tag zu erkennen und schätzen, wird mit grosser Wahrscheinlichkeit während des ganzen Urlaubs zufrieden sein sowie erholt und glücklich nach Hause zurückkommen.
Fazit
Minimalistisch reisen ist etwas, worüber sich eigentlich jeder und jede einmal kurz Gedanken machen sollte. Was brauche ich wirklich für meinen Urlaub und was kann ich zu Hause lassen? Persönlich werde ich in Zukunft noch bewusster zu reisen versuchen. Auch möchte ich immer mehr Aspekte des Reisens hinterfragen und mir die Frage stellen, ob ich das wirklich brauche. Ich bin aber auch bereit, bewusst neue materielle Dinge anzuschaffen, die mich diesbezüglich unterstützen.