Einfach mal Le Havre entdecken. Im Sommer 2018 war Le Havre der Start meiner 14-tätigen Küstenwanderung entlang der Alabasterküste in der Normandie. Vor meinem Besuch dieser einzigartigen Stadt, wusste ich eigentlich nichts über sie. Erst als ich einige Wochen vor meiner Reise das Hotel in Le Havre definitv gebucht hatte, begann ich mich intensiver mit der Geschichte, der Kultur und den Sehenswürdigkeiten in Le Havre auseinanderzusetzen. Ich glaube, dass es bei einem Besuch in Le Havre sehr wichtig ist, die Geschichte der Stadt zu kennen, um die Stadt besser verstehen zu können.

Heute, einige Wochen nach meinem Aufenthalt in Le Havre, kann ich definitiv sagen, dass ich die Stadt in mein Herz geschlossen habe. Sie ist sicherlich nicht wie London, wo man tagelang umherlaufen kann und immer wieder Neues entdecken könnte. Le Havre hat seinen ganz eigenen Charme, der schwer zu beschreiben ist. Nachfolgend findet ihr die wichtigsten Informationen zu der Geschichte und den Sehenswürdigkeiten von Le Havre.

Geschichte von Le Havre

Es ist wichtig zu wissen, dass Le Havre während des 2. Weltkriegs stark bombardiert wurde und dass ein Grossteil (80%) der Stat zerstört wurde. Es war im Jahre 1944 als die Aliierten 8 Tage lang das von Deutschland besetzte Le Havre bombardierten. Nach dem Krieg wollte man die Stadt so schnell wie möglich wieder aufbauen, um den geflüchteten Einwohnern wiederum ein Daheim bieten zu können. Man engagierte den Architekten Auguste Perret (ein Meister des Betonbaus) als Stadtplaner. Gemeinsam mit seinem Team plante er den Wiederaufbau der Stadt bis ins kleinste Detail. Bei einem Besuch von Le Havre kann man die Arbeit von Perret hautnah sehen und erleben.

Die Sehenswürdigkeiten von Le Havre

Während meiner zwei Tage in Le Havre habe ich mich auf die Suche nach den besten Sehenswürdigkeiten gemacht. Hier findet ihr jene von mir besuchen Pärke, Gebäude oder Strände.

Der Bahnhof

Bereits bei der Ankunft in Le Havre bekommt man einen ersten Einblick in die Arbeit des Stadtarchitekten Perrets. Nachdem ich aus dem Zug ausgestiegen war und zum Ausgang des Bahnhofs lief, fand ich mich plötzlich in einer riesigen (halbleeren) Eingangshalle wieder. Da das ganze Gebäude sehr hoch ist und aus massivem Beton gebaut wurde, wirkt diese Eingangshalle extrem mächtig. Im ersten Moment erinnerte mich dieser Bahnhof an die rustikalen Stahl-und-Beton-Bauten der Sowjetunion. Vielleicht ist der Bahnhof jetzt nicht DIE Sehenswürdigkeit in Le Havre, aber wenn man sowieso dorthin muss, lohnt es sich doch, sich mal kurz ein wenig Zeit zu nehmen, um etwas genauer hinzuschauen.

Geometrie der Stadt

Mein Hotel befand sich im Zentrum von Le Havre, direkt neben dem Kulturzentrum “Le Volcan”. Um vom Bahnhof in Zentrum zu laufen, muss man etwa 15 bis 20 Minuten einplanen. Auf diesem Weg fällt einem die spezielle Geometrie der Stadt auf: Viele Strassen sind schnurgerade und alles ist rechtwinklig. Wenn man eines dieser 1-Meile-Strassenrennen machten möchte, würde sich Le Havre ziemlich gut dazu eignen. Der Grund für diese Geometrie liegt an der Philosophie des Architekten Perret. In seinen Augen bietet diese Bauweise am meisten Vorteile für eine Stadt.

Rathaus und Rathausplatz

Ich lief vom Bahnhof in Richtung Meer/Strand ins Stadtzentrum. Nach etwa 15 Minuten sah ich dieses imposante Gebäude auf der rechten Seite. Ein massiver und doch sehr ästhetischer Betonbau mit einem 72 Meter hohen Turm. Nach einer kleinen Internetrecherche wusste ich dann, vor welcher Sehenswürdigkeit ich stand: Das Rathaus. Es wurde, wie fast alle Betonbauten der Stadt vom Architektenteam rund um Perret gebaut.

Um zu meinem Hotel zu gelangen, musste ich hier beim Rathaus die Strasse überqueren und dann weiter in westliche Richtung laufen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Rathauses entdeckte ich dann die Parkanlage des Rathauses. Ein verspielter und bepflanzter Platz mit einigen Springbrunnen sowie schönen Statuen und Skulpturen. Obwohl ich erst einige Minuten in der Stadt war, hatte ich bereits jetzt das Gefühl, die Philosophie von Perret langsam zu verstehen.

Kulturzentrum “Le Volcan”

Das Kulturzentrum Le Volcan ist eine der markantesten architektonischen Sehenswürdigkeiten in Le Havre. Entworfen von dem brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer, der für seine avantgardistischen und organischen Designs bekannt ist, hebt sich das Gebäude deutlich von der modernen Nachkriegsarchitektur der Stadt ab.

Architektur und Design

Das Le Volcan erinnert mit seinen geschwungenen, weißen Betonformen an zwei Vulkane – daher auch der Name. Diese Formgebung ist typisch für Niemeyers Ansatz, der oft auf organische und natürliche Formen setzte, um seine Gebäude in die Umgebung zu integrieren und gleichzeitig ein einzigartiges visuelles Erlebnis zu schaffen.

Funktion und Nutzung

Das Kulturzentrum besteht aus zwei Hauptstrukturen:

1. Der größere Vulkan: Hier befindet sich das Haupttheater mit einer Kapazität für mehrere hundert Zuschauer. Dieses Theater wird für eine Vielzahl von Aufführungen genutzt, darunter Theaterstücke, Opern, und Filmvorführungen, da es auch als Kino fungiert.
2. Der kleinere Vulkan: Diese Struktur wird vor allem für Konzerte und kleinere Veranstaltungen genutzt. Sie bietet eine intimere Atmosphäre und ist ideal für musikalische Darbietungen, Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen.

Bedeutung für die Stadt

Le Volcan ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch ein kulturelles Zentrum, das eine Schlüsselrolle im städtischen Leben von Le Havre spielt. Es zieht Besucher aus der ganzen Welt an, die die moderne Architektur und die vielfältigen kulturellen Veranstaltungen schätzen.

Als Teil des städtischen Wiederaufbauprojekts nach dem Zweiten Weltkrieg unterstreicht Le Volcan die innovative und zukunftsweisende Vision, die Le Havre verfolgt hat. Es ist ein Symbol dafür, wie die Stadt moderne Kunst und Kultur in ihr tägliches Leben integriert hat.

Beliebtheit und Besuch

Aufgrund seiner einzigartigen Architektur und der kulturellen Bedeutung gehört Le Volcan zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Le Havre. Touristen und Einheimische gleichermaßen besuchen das Zentrum, um an Veranstaltungen teilzunehmen oder einfach die beeindruckende Architektur zu bewundern. Ein Spaziergang rund um das Gebäude bietet verschiedene Perspektiven auf das Design und zeigt, wie es sich harmonisch in die umliegende städtische Landschaft einfügt.

Wenn Sie in Le Havre sind, ist ein Besuch des Le Volcan fast schon Pflicht, um die kreative und kulturelle Seite der Stadt in ihrer vollen Blüte zu erleben.

Stadtzentrum und die ISAI-Wohngebäude

Das Stadtzentrum von Le Havre gehört zweifellos zu den besten Sehenswürdigkeiten in Le Havre und ist ein beeindruckendes Beispiel für modernen Städtebau nach dem Zweiten Weltkrieg. Nachdem Le Havre im Krieg schwer zerstört wurde, beauftragte die französische Regierung den Architekten Auguste Perret mit dem Wiederaufbau der Stadt. Perret, ein Pionier des Stahlbetonbaus, entwarf ein Stadtzentrum, das heute als UNESCO-Welterbe anerkannt ist und aufgrund seiner innovativen Stadtplanung und Architektur weltweit Beachtung findet.

Stadtzentrum: Ein Meisterwerk der Symmetrie und Funktionalität

Das Stadtzentrum von Le Havre beeindruckt durch seine perfekte Symmetrie. Betrachtet man es von oben, etwa aus einem Helikopter, erkennt man die sorgfältige Planung, die hinter diesem Projekt steckt. Die geradlinigen Straßen, die geometrisch angeordneten Gebäude und die großzügigen öffentlichen Plätze schaffen ein harmonisches Stadtbild, das sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend ist.

ISAI-Wohngebäude: Einzigartige Wohninseln

Ein zentrales Element von Perrets Planung sind die ISAI-Wohngebäude (Immeubles Sans Affectation Individuelle). Diese Wohninseln, die rund um das Rathaus verteilt sind, verkörpern Perrets Vision von modernem, urbanem Wohnen. Die Gebäude sind rechteckig angeordnet und umschließen in der Mitte einen begrünten Innenhof. Dieser Innenhof dient nicht nur als Erholungsraum, sondern verbessert auch die Lichtverhältnisse in den Wohnungen, indem er für natürliche Belichtung sorgt.

Die Architektur der ISAI-Wohngebäude zeichnet sich durch klare Linien und die Verwendung von Stahlbeton aus, was den Gebäuden Stabilität und Langlebigkeit verleiht. Gleichzeitig wurde großer Wert auf die Wohnqualität gelegt, indem jedes Apartment so gestaltet wurde, dass es von optimalen Lichtverhältnissen und Luftzirkulation profitiert.

UNESCO-Welterbestatus

Die Anerkennung des Stadtzentrums von Le Havre als UNESCO-Welterbe im Jahr 2005 würdigt nicht nur die architektonischen Errungenschaften, sondern auch den visionären Ansatz, den Perret beim Wiederaufbau der Stadt verfolgte. Es ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie moderne Architektur und Städtebau nicht nur ästhetischen Ansprüchen gerecht werden können, sondern auch funktionale und soziale Bedürfnisse berücksichtigen.

Bedeutung für die Stadt

Das Stadtzentrum von Le Havre ist heute nicht nur ein Ort, an dem Menschen leben und arbeiten, sondern auch ein Symbol für die Widerstandsfähigkeit und den Neuanfang nach den Zerstörungen des Krieges. Es zieht Architekturinteressierte aus aller Welt an, die die Möglichkeit haben, die durchdachte Gestaltung und die einzigartige Atmosphäre dieser städtischen Oase zu erleben.

Für Besucher, die Sehenswürdigkeiten in Le Havre erkunden möchten, ist ein Spaziergang durch das Stadtzentrum und ein Besuch der ISAI-Wohngebäude eine Reise in die Geschichte des modernen Städtebaus. Die klare Linienführung und die innovative Nutzung von Materialien, gepaart mit einer sozialen Vision von urbanem Leben, machen diesen Teil der Stadt zu einer der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten in Le Havre.

Musterwohnung von Perret

Die Musterwohnung von Perret gehört zu den besonderen Sehenswürdigkeiten in Le Havre. Sie bietet Besuchern die einzigartige Möglichkeit, eine Zeitreise in die 1950er Jahre zu unternehmen und das Leben in einer der damals modernsten Wohnungen zu erleben. Diese Wohnung, die heute als Museum dient, ist ein Symbol des Wiederaufbaus der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg.

Einblicke in die 1950er Jahre

Alle Möbel und Gegenstände in der Musterwohnung von Perret stammen aus den 50er Jahren und sind sorgfältig erhalten, um den authentischen Charme dieser Zeit widerzuspiegeln. Die Wohnung wurde so gestaltet, dass sie den damaligen modernen Lebensstil repräsentiert und zeigt, wie Perrets Architekturvision in der Praxis umgesetzt wurde. Für viele ist diese Wohnung ein Fenster in die Vergangenheit, das die gesellschaftlichen und technologischen Fortschritte dieser Ära lebendig macht.

Symbol des Wiederaufbaus

Die Wohnung verkörpert den Geist des Wiederaufbaus, der in Le Havre nach den Zerstörungen des Krieges vorherrschte. Sie steht nicht nur für architektonische Innovation, sondern auch für den Neuanfang und die Modernisierung, die die Stadt durchlief. Perrets Musterwohnung war ein Vorbild für viele andere Wohnungen in Le Havre und zeigt, wie er den Wohnkomfort und die Funktionalität für die damaligen Bewohner verbesserte.

Bedeutung als Museum

Heute ist die Musterwohnung von Perret eine der faszinierendsten Sehenswürdigkeiten in Le Havre. Als Museum erhalten, ermöglicht sie es den Besuchern, die Architektur und das Interieur der 50er Jahre hautnah zu erleben. Die Wohnung gibt einen tiefen Einblick in das alltägliche Leben dieser Zeit und zeigt, wie sich Design und Technologie auf das tägliche Leben der Menschen ausgewirkt haben.

Für diejenigen, die sich für Architektur und Geschichte interessieren, ist ein Besuch dieser Musterwohnung ein Muss. Sie stellt nicht nur die architektonischen Ideen von Auguste Perret dar, sondern auch die soziale und kulturelle Transformation, die Le Havre in der Nachkriegszeit durchlief.

Der Hafen von Le Havre

Am zweiten Tag meines Aufenthaltes startete ich von meinem Hotel aus meine Erkundungstour in Richtung Hafen von Le Havre. Der Hafen gehört zu den grössten in Frankreich. Wer sich für industrielle Architektur interessiert, kann sich hier wohl nie satt sehen. Der Hafen ist genügend gross, um die grössten Frachtschiffe der Welt zu be- oder entladen.

Museum Malraux

Wer sich für Kunst interessiert, ist hier an der richtigen Adresse. Das Museum besitzt Werke bekannter impressionistischer Künstler wie beispielsweise Renoir oder Monet. Die Bauweise des Gebäudes wird oft als Meisterwerk der Moderne betitelt.

Kirche St. Josef

Bereits aus grosser Entfernung sieht man ihn. Den 107 Meter hohen achteckigen Kirchenturm der St. Josef-Kirche. Wer in Le Havre ist, sollte sich unbedingt kurz die Zeit nehmen, und die Kirche (insbesondere den Kirchenturm) von innen zu besichtigen. Der Kirchenturm besteht aus vielen Glasfenstern, die im Innern für ein ganz spezielles Licht sorgen. Der Besuch der Kirche ist kostenlos. Wenn wir über Sehenswürdigkeiten in Le Havre sprechen, darf diese Kirche auf keinen Fall fehlen.

Der Strand von Le Havre

Am Ende meiner Stadttour besuchte ich noch an den “Badestrand” von Le Havre. Wie fast überall in dieser Region findet man hier keinen Sand- sondern einen Kieselstrand. Grundsätzlich war der Strand jetzt nicht wirklich speziell, aber wenn jemand ist wie ich, der in der Heimat kein Meerwasser in der Umgebung hat, alle Jahre mal wieder das Meer sieht, dann freut man sich jedes Mal wie ein kleines Kind, wenn man mal den Wellen zusehen oder zuhören kann.

Weiterführende Informationen zu Le Havre

• MARCO POLO Reiseführer für die gesamte Normandie. 
• Reiseführer mit vielen praktischen Tipps zu den Sehenswürdigkeiten in Le Havre.

Fazit

Le Havre ist anders als viele andere Städte, die ich bisher besucht habe. Es sind insbesondere die von Perret entworfenen Gebäude, die die Stadt einzigartig machen. Die schönsten Sehenswürdigkeiten in Le Havre hat man  in 2-3 Tagen gesehen.